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BEI UNTERGEWICHT

Gesund zunehmen bei Untergewicht

Übergewicht und Adipositas stoßen in den letzten Jahren auf besonders großes Interesse in der Öffentlichkeit. Untergewicht wird hingegen kaum beachtet. Die Probleme der Betroffenen werden häufig von Ärzten und der Familie nicht ernst genommen und unterschätzt. Um mögliche gesundheitliche Folgen von Untergewicht zu vermeiden, sollte eine langfristige Gewichtszunahme angestrebt werden. Dr. oec. troph. Claudia Müller, Bonn, stellt im folgenden Beitrag die wesentlichen Aspekte einer Ernährung bei Untergewicht vor.

Untergewicht ist in den Entwicklungsländern weit verbreitet. Zum Teil ist bis zur Hälfte der Bevölkerung betroffen. In Deutschland sind laut Bundesgesundheitssurvey des Robert-Koch-Instituts (2002) im Durchschnitt 1,5 % der Frauen und 0,4 % der Männer untergewichtig. Vor allem junge Frauen zählen zu den Betroffenen: Im Alter von 18 bis 34 Jahren sind knapp 4% der weiblichen Befragten zu dünn. Der Vergleich von Ost- und Westdeutschland zeigt, dass bei den 18- bis 24-jährigen Frauen die Häufigkeit in den ostdeutschen Bundesländern mit 4,6 % am höchsten liegt.

Bei der Beurteilung des Ernährungszustandes müssen individuelle biologische Parameter berücksichtigt werden.Als Standard zur Bewertung des Körpergewichts wird der Body Mass Index (BMI) verwendet. Erwachsene Frauen gelten als untergewichtig, wenn ihr BMI unter 19 liegt. Bei Männern spricht man ab einem BMI unter 20 von Untergewicht.
Ein niedriger BMI bedeutet jedoch nicht zwangsläufig, dass die Gesundheit gefährdet ist oder ein Mangel an Nährstoffen, also eine Mangelernährung, vorliegen muss.Wenn sich die Betroffenen bei geringem Untergewicht wohlfühlen und leistungsfähig sind, ist dieser Zustand gesundheitlich nicht bedenklich – organische Ursachen ausgeschlossen. Wer zu dünn ist, kann allerdings häufiger unter Leistungsschwäche, Müdigkeit oder Schwindel leiden und öfters frieren. Der Körper ist weniger belastbar und anfälliger für Infektionskrankheiten. Bedingt durch die zu geringe Kalorienzufuhr besteht langfristig die Gefahr einer Unterversorgung mit Nährstoffen.

Die Ursachen für Untergewicht sind vielfältig: Erkrankungen, wie Morbus Crohn, HIV-Infektion, Leberzirrhose, Gastroenteritis, zählen ebenso dazu wie Appetitlosigkeit durch Pharmako- oder Strahlentherapie. Aber auch Stress, Depressionen sowie ein übertriebenes Schlankheitsideal bis hin zur Magersucht führen zu Untergewicht. Daneben gibt es jedoch auch Untergewichtige, die ungewollt dünn sind. Ihr hagerer Körperbau ist konstitutionell, also erblich bedingt.
Das bei geriatrischen Patienten weit verbreitete zu geringe Körpergewicht ist mit zahlreichen, teilweise schweren Folgen für den Gesundheitszustand und die Lebensqualität verbunden. Vielfältige Ursachen, wie verringerte Geruchs- und Geschmackswahrnehmung, Kauund Schluckbeschwerden, aber auch soziale und psychische Faktoren können im Alter die Ursache einer zu geringen Nahrungsaufnahme sein. Im Rahmen einer Ernährungstherapie muss daher die Lebensund Krankheitssituation im Einzelnen berücksichtigt werden.

Wurden medizinische Ursachen für das geringe Körpergewicht ausgeschlossen, gelten auch für Untergewichtige die Empfehlungen für eine ausgewogene Ernährung: Täglich Getreideprodukte, Obst und Gemüse sowie Milchprodukte, ergänzt durch Fleisch und Fleischprodukte, Eier und Fisch. Für die Gewichtszunahme ist eine energiereiche Kost hilfreich mit einem Energiegehalt, der 30 – 50% über dem jeweiligen Bedarf liegt.

Zur Steigerung der Energiezufuhr empfiehlt es sich, fünf bis sechs Mahlzeiten am Tag einzuplanen, also drei Hauptmahlzeiten und zwei bis drei Zwischenmahlzeiten. Als Mahlzeiten für Zwischendurch eignen sich z. B. Trockenfrüchte, Sahnequark oder -joghurt. Mittags sollten neben einem Hauptgericht auch eine kleine Vorspeise und ein Nachtisch auf dem Speiseplan stehen. Vor dem Zubettgehen kann noch eine leicht verdauliche Spätmahlzeit, beispielsweise ein Milchshake, sinnvoll sein.


Generell sollten vorwiegend energiereiche Lebensmittel ausgewählt werden. Kalorienarme Produkte, wie wasserreiche Gemüse- und Obstsorten oder fettarme Milch und Milchprodukte, sind möglichst zu meiden. Einige Mahlzeiten lassen sich zusätzlich mit energiereichen Milchprodukten oder hochwertigen Pflanzenölen anreichern. Hierfür eignen sich z. B. Sahne, Crème fraîche und Rapsöl. Auch bei den Getränken lassen sich mit Fruchtsäften, Milchshakes und Trinkjoghurts zusätzliche Kalorien zuführen. Unter Umständen können auch
energiereiche Trinknahrungen die Gewichtszunahme unterstützen. Sie sind in unterschiedlichen Geschmacksrichtungen erhältlich und liefern etwa 100 – 150 kcal pro 100ml.

Fazit: Untergewicht kann mit einer Reihe gesundheitlicher Probleme verbunden sein. Liegen keine organischen Ursachen vor, ist den Betroffenen eine ausgewogene, abwechslungsreiche Ernährung zu empfehlen, deren Energiegehalt über dem Bedarf liegen muss. Individuelle Bedürfnisse der Untergewichtigen sind hierbei zu berücksichtigen.


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